Montag, 27. Februar 2012

Das FUTUR-ICT-Projekt

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Mit FuturICT möchten europäische Forscher ein weltumspannendes Computermodell schaffen – eine Art kollektive Analyseplattform für ein besseres Verständnis der Welt. Dieser Wissensbeschleuniger soll, so die visionäre Idee, bessere Voraussagen über drohende sozio-ökonomische Krisen sowie Vorschläge zu deren Abschwächung oder gar Prävention machen.

Die Menschheit stand noch nie vor solch großen Herausforderungen wie heute. Klimawandel, Umweltzerstörung, Konflikte sowie Krisen an den Finanzmärkten gehören dazu, und all diese Probleme sind mit menschlichem Verhalten verknüpft. Sie stehen auch nicht isoliert da, sondern sind miteinander vernetzt und voneinander auf komplizierte Weise abhängig. Kein Mensch kann diese Komplexität überschauen, geschweige denn absehen, welche Auswirkungen menschliches Handeln anderswo in der Welt hat.
Eine Gruppe von Wissenschaftlern unter der Leitung des Komplexitätsforschers Dirk Helbing von der ETH Zürich hat nun ein Projekt vorgeschlagen, mit dem sie diese großen Herausforderungen angehen möchten: «FuturICT». Das Projekt sieht ein Modell vor, den «Living Earth Simulator», der technisch-wirtschaftlich-gesellschaftlich-ökologische Systeme zu simulieren und zu analysieren erlaubt, beispielsweise wie sich politische oder ökonomische Entscheidungen auf unsere Welt auswirken. Das Computermodell soll in der Lage sein, Systeme von globalem Maßstab mit Wechselwirkungen von 10 Milliarden verschiedenen Individuen zu simulieren.


«Wir brauchen diesen Wissensbeschleuniger, um im techno-sozio-ökonomisch-ökologischen Kontext besser informierte Entscheidungen treffen zu können», sagt Projektkoordinator Dirk Helbing. Die «Living Earth Plattform» soll unter anderem dabei helfen, unerwünschte Nebeneffekte zu minimieren oder gar zu verhindern. So hat beispielsweise die Produktion von Biokraftstoffen durch die Konkurrenz mit konventionell genutzten Anbauflächen unerwartet zu Preiserhöhungen von Lebensmitteln geführt. Die Folge waren und sind soziale Unruhen in verschiedenen Teilen der Welt.

Dass die Zeit reif ist für dieses Projekt, zeigt zum Beispiel die Finanzkrise, welche innerhalb kürzester Zeit immense Werte vernichtet hat und ohne den europäischen Rettungsschirm sowie globale Interventionen ganze Staaten in den Ruin treiben würde. Sie sei ein Beleg dafür, dass Ökonomen und Finanzspezialisten die drohenden Gefahren nicht frühzeitig genug erkannt hätten oder die Risiken nicht ausreichend unter Kontrolle halten konnten. Deshalb wird auch der Ruf nach besseren Modellen — insbesondere zur realistischen Quantifizierung von Risiken — immer lauter.

FuturICT soll jedoch nicht nur drohende Finanz- oder Wirtschaftskrisen frühzeitig erkennen, sondern auch verschiedene Bereiche miteinander verknüpfen. Integriert in die «Living Earth Plattform» sind diverse «Crisis Observatories», die sich mit Finanzmärkten, Realwirtschaft, Epidemien, Konflikten oder Umweltveränderungen befassen sollen.Privacy wird großgeschrieben

Privacy wird großgeschrieben
Es sei daher eine besondere Herausforderung, neue technische Methoden der Datenverschlüsselung, -speicherung und -verarbeitung zu entwickeln, die ein Data Mining ermöglichen, welches Individuen und Gesellschaft nutzt, aber auch die Privatsphäre und vertrauliche wirtschaftliche Daten schützt. Dennoch müsse eine begrenzte und demokratisch kontrollierte Einsicht in Daten möglich sein, wo es die Bekämpfung von Korruption und Terrorismus erfordert. Bisher fehlen technische Lösungen, die alle drei Anforderungen erfüllen können.

«Wichtig ist vor allem, Wege zu finden, um uns die verloren gegangene Kontrolle über persönliche Daten zurück zu geben», unterstreicht Helbing. Das empfiehlt inzwischen auch das World Economic Forum. Er betont zudem, dass FuturICT einen Forschungsschwerpunkt auf ethischen Fragen und einen klaren Wertekodex habe. FuturICT werde den Schutz sensibler Daten großschreiben sowie vollkommen transparent und demokratisch kontrolliert sein. «Unter allen Aktivitäten, die sich mit großen Datenmengen beschäftigen, ist dies das transparenteste Projekt, das es gibt.» Ohne ein solches Projekt werde es kaum möglich sein, etwas über die Gefahren großer Datensätze zu lernen und wirksame Maßnahmen zu ergreifen, um die Gesellschaft vor diesen Gefahren zu schützen.

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